Der Aufstieg auf den Gran Paradiso ist technisch nicht wirklich schwierig. Zumindest bis 4059m… Man muß nur früh anfangen, um vor dem Nachmittag wieder vom Gletscher runter zu sein. Immerhin mußten wir fast 1300 Höhenmeter überwinden. Also ging’s um fünf Uhr aus den Betten und sechs Uhr los. Was schon relativ spät war, wir gehörten zu den Letzten, die loszogen. Die ersten 300 Höhenmeter gingen über Fels, dann weiter über eine völlig vereiste Gletscherzunge, die nach oben hin aber immer mehr verschneit war, was angenehmer war zu laufen. Die letzten 700 Höhenmeter verliefen dann über ganz ‘normalen’ einfachen Gletscher.
Kurz vor dem Ziel lag noch eine große Gletscherspalte im Weg (siehe Bild APS3/19 unten), die aber mit einem ordentlichen Eispickel in der Hand kein Problem war. Kurz darauf standen wir auf dem felsigen Gipfel. Nach einem kurzen Snack am Fuße des Gipfelfelsens wollten wir natürlich oben auf die Spitze, wo sich noch viele andere Gruppen tummelten. Ich habe mich da nirgendwo so richtig wohl gefühlt, denn zu allen Seiten fielen die Seiten relativ steil ab und wirklich schwindelfrei war ich nicht. Zudem schleppte ich in einer Hand noch die große Kamera mit, während wir die Rucksäcke unten am Fuß hatten stehen lassen. Matthias und Norbert stiegen folglich viel schneller auf. Als ich kurz vor dem Gipfel ankam, standen sie schon drauf. Dazwischen lag noch ein etwa eine Hand breite Felssims, über den man nach drüben auf die andere Seite mußte. Zu einer Seite eine relativ glatte Felswand, an der man sich entlangquetschen mußte und nur schwer festhalten konnte, zur anderen Seite ging’s etwa 400 Meter senkrecht in die Tiefe. Als ich dort ankam, kam mir bereits eine italienische Gruppe am Seil entgegen. Sie nutzen zwei Haken, die in die Felswand gedreht worden waren, waren also 100%ig fixiert. Selbst wenn alle gefallen wären, wären sie zumindest gesichert gewesen. Und dennoch machte die Jungs und Mädels einen sehr unsicheren Eindruck. Das war der Tropfen, der mich entscheiden ließ, da nicht rüber zu gehen, denn auch ich hätte wieder zurück gemußt. Und das ohne Seil. Ich stand also nicht auf dem Gipfel des Gran Paradiso.
Der Abstieg lief schnell und unspektakulär. Noch vor 15 Uhr waren wir wieder zurück auf der Hütte.
APS3/15. Aufstieg am frühen Morgen. (Matthias, Norbert)
KB2/13a. Am Fuße der Eiszunge des Gran Paradiso-Gletschers, wo wir die Steigeisen anlegten.
APS3/16. Der Gletscher begann wie gesagt vereist, und außerdem recht steil. Senkrecht hochzugehen war fast unmöglich, also ging’s in Serpentinen hoch.
KB2/14a. Zwischendrin gab’s mal ein kurzes Stück Fels, an dem wir die Steigeisen abschnallen mußte. Danach begann dann der ‘schöne’ verschneite Gletscher.
APS3/17. Auf dem Gran Paradiso-Gletscher.
APS3/18. Immer noch der gleiche Gletscher 😉 büsch’n weiter oben.
APS3/19. Die letzten Gletschermeter zum Gipfel. Gut zu erkennen: Die Gletscherspalte, die es noch zu queren galt, sowie der Felsgipfel des Gran Paradiso. Am linken Bildrand ist der Mont Blanc zu erkennen.
KB2/15a. Der Gipfel, die letzten zwei Meter. Obenauf eine Madonna, daneben stehend: Norbert.
KB2/16a. Blick von knapp unter’m Gipfel Richtung Nordosten auf das Monte Rosa-Gebiet.
APS3/20. Während des Abstiegs: Noch mehr Gegend, diesmal Richtung Westen.
Originally Created: 08/23/2003 11:04:21 PM
Last Edited: 07/18/2004 10:28:17 PM